Mühlenbauer im Schausägewerk
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Mühlenbauer

Der Beruf des Mühlenbauers vereinte Fähigkeiten mehrerer Berufszweige: Ein guter Mühlenbauer besaß Fähigkeiten aus dem Drechsler-, Steinmetz-, Tischler-, Zimmerer- , Radmacher- und auch aus dem Schmiedehandwerk.

Wenngleich die Lesachtaler Bauern ohnehin recht vielseitiges handwerkliches Geschick kennzeichnete, gab es im Tal einige berufliche Mühlenbauer. Zur Blütezeit gab es im „Tal der hundert Mühlen“ weit mehr als 200 Mühlen und andere Wasserwerke, die zur Getreideverarbeitung sowie für den Betrieb von Aufzügen, Pflügen und Sägewerken verwendet wurden.

Franz Salcher wurde am 23. November 1909 als fünftes von acht Kindern in Rüben bei Liesing geboren. Nach seiner Ausbildung zum Mühlenbauer in Simmerlach bei Irschen und absolvierter Meisterprüfung kehrte er ins Lesachtal zurück und übte seinen Beruf mit viel Freude aus. 1951 heiratete er Nadja Dawidowaaus Kursk in Russland, die während des Zweiten Weltkrieges als Ostarbeiterin auf seinem elterlichen Hof im Einsatz war. Der Ehe entstammen drei Kinder.

Mühlenbauer Franz Salcher mit seiner Familie vor dem hier ausgestellten Modell einer Windmühle
Handschriftliche Pläne und Aufzeichnungen des Mühlenbaumeisters Franz Salcher
Franz Salcher, der letzte Lesachtaler Mühlenbau-Meister, starb am 2. Februar 1983
 

Mit der zunehmenden Elektrifizierung und dem damit verbundenen Wandel ging ihm die Arbeit nach und nach buchstäblich aus. So musste er von seinem geliebten Beruf Abschied nehmen und einer anderen Arbeit nachgehen, die ihn zum Straßen- und Brückenbau u. a. an der Lesachtaler Bundesstraße führte. Nicht mehr ganz jung an Jahren traf ihn die Härte des erzwungenen Berufswechsels ganz besonders.

Bevor der Mühlenbauer-Meister seinem Handwerk nach 35 Jahren Selbständigkeit endgültig den Rücken zukehren musste, baute er Anfang der 1960er Jahre noch zwei Mühlenmodelle aus Holz: eine kleine Wassermühle „mit allen Schikanen“ wie beispielsweise Säge oder Stampfe, und eine Windmühle – ohne je eine solche in Wirklichkeit gesehen zu haben.

Seinen Wunsch, einmal nach Holland zu reisen, um eine echte Windmühle zu sehen, konnte er sich aus finanziellen Gründen damals nicht erfüllen. So baute er sie nach Fotografien und eigenen Vorstellungen.

Um die Mühlen im Tal nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auf Bitte des damaligen Liesinger Ortspfarrers Peter Granig zeichnete er Ende der 1970er Jahre aus seinem Gedächtnis den Bestand der Lesachtaler Mühlen im frühen 20. Jahrhundert auf und hinterließ detaillierte fachliche Aufzeichnungen über den Mühlen- und Seilbahnbau.

Text: Karl Brunner & Viktoria Schichl